Polleres, Julia : Der römische Grabbezirk von Faschendorf bei Teurnia (Kärnten)
(Österreichische Gesellschaft für Archäologie 2008)
Compte rendu par , Instrumentum, 2008-27, p. 28
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Julia Polleres Der römische Grabbezirk von Faschendorf bei Teurnia (Kärnten)  Austria Antiqua Bd. 1, hrsg. Peter Scherrer, Wien 2008


 

Mit dem Band von Julia Polleres über den römischen Grabbezirk von Faschendorf in Kärnten wurde eine neue altertumswissenschaftliche Reihe ins Leben gerufen, welche vor allem der Publikation hervorragender Dissertationen und Diplomarbeiten dienen soll, welche aufgrund fehlender finanzieller Mittel ansonsten ungedruckt bleiben würden. In Österreich besteht nach wie vor keine Publikationspflicht für universitärer Abschlussarbeiten, wodurch wichtige Forschungsergebnisse im Status der Grauzonenliteratur verbleiben und bisweilen als “Steinbrüche” ohne Quellenangabe genützt werden.

 

Der Grabbezirk von Faschendorf in Südwestnorikum, ca. 3 km Luftlinie südlich der Stadt Teurnia gelegen, war durch Funde marmorner Bauteile sowie durch Bewuchsmerkmale seit langer Zeit bekannt und konnte von 1999 bis 2001 vollständig ergraben werden; zudem war die Untersuchung einiger  weiterer Grabbauten und Gräber auf den an den Grabbezirk anschließenden Flächen möglich. Die Funde und Befunde reichen dabei von der ausgehenden Latènezeit bis in das späte 4./frühe 5. Jh. n.Chr. und deuten in ihrer Zusammensetzung auf eine hohe soziale Stellung der Bestatteten hin. Die ungemein reiche Marmorausstattung großdimensionaler Grabbauten (6,6 m x 6,0 m bzw. 5,2 m x 3,4 m) des 2./3. Jh. mit freistehender, z.T. überlebensgrosser Skulpture-nausstattung sowie eine Anzahl ungewöhnlicher Kleinfunde zeichnet den Grabbezirk als Begräb-nisstätte der Bewohner einer nahegelegenen römischen Villa bzw. der lokalen Elite aus; die Villa konnte in ca. 500 m Entfernung bei  Baumaßnahmen ebenfalls lokalisiert werden. Die Funde der ausgehenden Latènezeit, die in Südnoricum bereits durch eine massive römische Präsenz gekennzeichnet ist, waren aufgrund der späteren Baumaßnahmen meist verlagert angetroffen worden, einzelne Grubenbefunde deuten aber gleichfalls auf Grablegen hin. Einige der kaiserzeitlich bestatteten Individuen konnten aus kalzinierten Knochenresten bestimmt werden, den letzten Belegungshorizont bildeten 18 spätantike Körpergräber.

 

Aus den Beigaben und Trachtbestandteilen ragen einige besonderen Stücke hervor, so die Reste eines spätrepublikanischen Kettenhemdes und einer eisernen Schwertscheide der ausgehenden Latènezeit, die Henkelattasche eines Bronzebeckens Tassinari P2210 mit Tierköpfen, weiters unter den Fibeln als Unikat die Fragmente einer norischpannonischen Doppelknopffibel aus Silber mit aufgelöteten Goldauflagen, welche zwei kämpfende Eroten darstellen, oder die Reste der beinernen Beschläge einer Kline.

Neben der archäologischen Auswertung sind weitere Beiträge den anthropologischen Untersuchungen, den Tierknochen, der Provenienzanalyse einiger Marmorteile sowie der Untersuchung der Edelmetallfunde gewidmet. Mit der langen Belegungszeit von annähernd fünf Jahrhunderten gewährt der Grabbezirk von Faschendorf einen guten Einblick in die Bestattungssitten von Bewohnern einer elitären Gesellschaftsschicht aus dem Umland der römischen Stadt Teurnia.