Parada López de Corselas, Manuel: El viaje de Jan van Eyck de Flandes a Granada (1428-1429), 208 p., Castellano / Inglés, 24 x 17 cm, ISBN 978-84-16242-20-7, 24.04 €
(La Ergástula, Madrid 2016)
 
Compte rendu par Sebastian Kubon, Universität Hamburg
 
Nombre de mots : 1047 mots
Publié en ligne le 2021-03-19
Citation: Histara les comptes rendus (ISSN 2100-0700).
Lien: http://histara.sorbonne.fr/cr.php?cr=3070
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          Avec ce, lesdits ambaxadeurs, par ung nommée maistre Jehan de Eyk, varlet de chambre de mondit seigneur de Bourgoingne et excellent maistre en art de painture, firent paindre bien au vif la figure de madicte dame l‘infante Elizabeth. (Aus: Copie du verbal du voyage de Portugal, qui se feist de par feu monseigneur le bon duc Phelippe de Bourgoingne en l’an mil quatre cens et vingt huyt, pour amener en ses pays de pardeça madame Elisabeth, infante du roy de Portugal, etc., sa compaigne, in: Archives de l’État en Belgique, Brüssel, Chambre des Comptes 132, Registre II, ff. 157r-166v; hier 158v-159r.). Dank dieser kurzen Bemerkung ist die Anwesenheit von Jan van Eyk in der burgundischen Gesandtschaft schriftlich verbürgt, die von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, zum Zwecke der Eheanbahnung mit Isabel, der Tochter von König Johann I. von Portugal, im Jahre 1428 auf die Iberische Halbinsel ausgeschickt wurde. Der in vielerlei Hinsicht aufschlussreiche Bericht beschreibt nicht nur die Heiratsverhandlungen, sondern auch die Hin- und Rückreise der Gesandtschaft en détail. Ebenso werden nach erfolgreichem Abschluss der Verhandlungen die Feierlichkeiten in Portugal und die Ankunft und der Empfang in Sluis und Brügge nach der Rückreise genauestens beschrieben. Der Bericht umfasst daher Teile der Jahre 1428 und 1429. Es handelt sich bei diesem Bericht um eine Quelle ersten Ranges für die Beziehungen zwischen Burgund und der Iberischen Halbinsel, über die auch wertvolle Hinweise hinsichtlich der Wirkung Iberias auf die Kunst Jan van Eyks erschlossen werden können. Das alles sind Themen, die auch in den letzten 25 Jahren in einzelnen Monographien (vgl.: Jacques Paviot: Portugal et Bourgogne au XVe siècle (1384-1482). Recueil de documents extraits des archives bourguignonnes, Lissabon und Paris 1995 und Monique Sommé: Isabelle de Portugal, duchesse de Bourgogne, une femme au pouvoir au XVe siècle, Villeneuve d'Ascq 1998) und Ausstellungen aufgegriffen wurden, ohne dass jedoch alle Aspekte ausgeforscht wären.

 

         Das hier zu besprechende Buch enthält zwei Teile. Der erste Teil besteht aus einer Analyse des oben genannten Berichts. Hier steht die Beantwortung der Grundfrage, wie der Einfluss der Iberischen Halbinsel auf Jan van Eyk und seine Kunst gefasst werden kann, im Fokus. Der Autor arbeitet dazu zunächst den Forschungsstand zum Bericht auf, um danach dessen inhaltlichen Kern zu skizzieren. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei vor allem die detaillierte Untersuchung der Wegstrecke der Gesandtschaft durch Spanien. Im Gegensatz zu früheren Rekonstruktionen, die sich auch der Spekulationen über Aufenthalte an nicht explizit im Bericht genannten Orten nicht enthielten, hält sich der Autor aus guten Gründen an die Angaben des Berichts. Da z.B. Valencia keine Erwähnung findet, werde die Gesandtschaft dort wohl auch nicht gewesen sein (vgl. Karte, S, 31). Einen Schwerpunkt hat die Studie in der Frage nach dem Aufenthalt Jan van Eyks in Granada und den Einflüssen der nasridischen Kunst auf ihn. Es sind demnach nicht die dekorativen Elemente in seiner Malerei, welche die These stützen, dass Jan van Eyk persönlich in Granada anwesend war. Eine solche Inspiration hätte sich auch über Stücke vom Kunstmarkt, die es in nicht geringer Anzahl gab, ergeben können. Der Autor betont, dass es vielmehr Möbel und Architektur seien, die auf eine persönliche Anwesenheit in Granada hinweisen. Mithilfe einer 3D-Rekonstruktion des Gemäldes der Madonna Rolin identifiziert der Autor nasarische Architektur als direkte Vorlage Jan van Eyks. In solchen Palästen seien wohl die Gesandtschaften empfangen worden, weswegen der Autor eine direkte und persönliche Inaugenscheinnahme Jan van Eyks für gegeben hält.

 

         Im zweiten Teil des Buches steht die Edition des genannten Berichts im Mittelpunkt. Man muss betonen, dass es sich hierbei nicht um eine Erstedition handelt, doch sind die früheren Editionen nicht ohne Fehler (vgl. u.a. L.P. Gachard, Collection de documents inédits concernant a l’histoire de la Belgique. Bd. II, Brüssel 1834). Im Zentrum des Buches steht die in Brüssel verwahrte mittelfranzösische Fassung, der das Eingangszitat entnommen wurde, lobenswerterweise gefolgt von einem Faksimile-Abdruck der Archivalie. Danach folgt die Edition des Berichts in spanischer Sprache, der mit Lusitanismen durchsetzt ist. Dieser wird in der Bibliothèque Nationale de France, Paris (Ms. Portugais 20 (Ancien fonds, no 10245), ff. 105f-125v) verwahrt, ist aber nicht so detailliert wie der mittelfranzösische Bericht. Auch hier folgt der Faksimile-Abdruck der Archivalie. Abschließend finden sich Übersetzungen des Brüsseler Berichts ins Spanische und ins Englische (letztere vom Autor zusammen mit Iban Redondo-Parés). 

 

         Es ist zu konstatieren, dass die zeitgemäße Edition einer Quelle ja ohnehin prinzipiell zu loben ist, um nicht den teils fehlerhaften Editionen des frühen 19. Jahrhunderts ausgeliefert zu sein. Dass die Archivalien als Faksimile abgedruckt sind, ist als besondere Serviceleistung hervorzuheben. So kann jeder in Zweifelsfragen selbst die Archivalie konsultieren.

 

         Zu den Monita: Aus diesem Grund erscheint mir in der Edition der genaue Ausweis der Zeilenaufteilung eigentlich lässlich. Hier hätte durch Absatzgestaltung, die sich mehr am Inhalt orientiert, der Lesbarkeit ein Gefallen getan werden können. Auch die Datierungen hätten zur besseren Lesbarkeit aufgelöst werden können. Bei der Transkription fallen kleinere Versehen fallen auf, die aber nicht sinnentstellend sind. Auch verfügt der Band über kein Register, das aber letztlich nicht fehlt. Der wesentliche Kritikpunkt wäre, dass für eine kritische Edition ein inhaltlicher Anmerkungsapparat fehlt: Insbesondere die Identifizierung der Personen am Text selbst wäre für eine bequeme Nutzung sehr vorteilhaft gewesen. Eine ausführlichere diplomatische Beschreibung der Archivalien wäre zudem wünschenswert und hilfreich gewesen. Die Übersetzungen des mittelfranzösischen Berichts ins Kastellanische und ins Englische, deren Güte ich als Nicht-Muttersprachler dieser Sprachen nicht zu bewerten wage, dürften den Text auf jeden Fall einer breiteren Leserschaft zugänglich machen, was nur zu begrüßen ist. Abschließend sei noch die reiche Ausstattung des Bandes gelobt, die Bilder und deren Ausschnitte in bester Qualität bietet.

 

         Fazit: Mit der Neuedition des Berichts wird eine Quelle nun der Forschungsgemeinschaft bequem zugänglich gemacht, die mit Gewinn nicht nur für das in diesem Buch hauptsächlich behandelte Thema des Einflusses der Iberischen Halbinsel auf die Kunst des Jan van Eyk herangezogen werden kann. Neben Kunsthistoriker*innen werden auch Historiker*innen, die sich mit Fragen der Diplomatie, der Kultur, der Feste und Feierlichkeiten und der Rituale befassen und insbesondere solche, die sich mit Reiseberichten auseinandersetzen, dankbar sein, diesen Text zudem auch in einem Faksimile-Abdruck konsultieren zu können. Am Schluss sei das besondere Verdienst des Autoren hervorgehoben, das nicht hoch genug geschätzt werden kann: nämlich die Wiederentdeckung der Archivalie, die ausweislich der neueren Forschung in jüngerer Zeit verschollen war!