Frère, Dominique: Ceramiche fini a decoro subgeometrico del VI secolo A.C - In Etruria meridionale e in Campania, 252 pages,
ISBN : 978-2-7283-0779-1, 61 euros
(Ecole française de Rome, Rome 2007)
 
Compte rendu par Christine Rogl
 
Nombre de mots : 2652 mots
Publié en ligne le 2009-05-25
Citation: Histara les comptes rendus (ISSN 2100-0700).
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          Das zu besprechende Buch versammelt die Akten eines Seminars, das die (Fein-)Keramik mit subgeometrischem Dekor des 6. Jahrhunderts v. Chr. im südlichen Etrurien und Kampanien zum Thema hatte. Das Seminar wurde von Dominique Frère unter den Auspizien der École française in Rom und der Universität Bretagne Sud organisiert. Es fand am 14. und 15. Februar 2003 in Rom statt und setzte sich aus Mitarbeitern verschiedener Forschungsinstitutionen sowie nationaler und internationaler Forschungsprojekte, darunter Doktoranden, zusammen. Im Vordergrund des Seminars standen methodische Fragen, neue Forschungsansätze, derzeitige Grenzen und Vorschläge für zukünftige Vorgehensweisen. Ausgangspunkt der archäologischen und archäometrischen Studien bildete Fundmaterial aus Siedlungen und Nekropolen Etruriens und Kampaniens.

          Die 2007 erschienene Veröffentlichung präsentiert sich in mehreren Teilen. Einer Einführung folgen drei größere, thematisch einheitliche Abschnitte mit insgesamt 15 Beiträgen in französischer und italienischer Sprache. Eine übersichtliche, informative Bibliografie, ein hilfreiches Register zu den im Text erwähnten Orten, Kurzresümees in den Sprachen der einzelnen Artikel und ein Inhaltsverzeichnis schließen das Buch.

 

          Mit den Akten wird ein von der Keramikforschung bislang vernachlässigtes, da äußerst schwieriges Thema behandelt. Mit Etrurien und Kampanien bezieht sich die Untersuchung auf zwei kulturell bedeutende Gebiete des tyrrhenischen Raumes, die eine herausragende Rolle während und nach der Zeit der griechischen Kolonisation im westlichen Mittelmeerraum spielten. Der betrachtete zeitliche Rahmen umfasst großteils das letzte Drittel des 7. und das 6. Jahrhundert v. Chr. Es wird eine erste Synthese verschiedener Forschungsdisziplinen und ihrer Forschungsansätze hinsichtlich der mit subgeometrischem Dekor versehenen Keramik versucht. Im Gegensatz zu den zahlreichen Analysen stilistisch-ikonografischer Natur bezüglich der gleichzeitigen, figürlich verzierten Keramik, wurden Forschungen zur linear verzierten Feinkeramik, in der deutschsprachigen Literatur zumeist als »Reifenware« bezeichnet, nur selten unternommen. Dabei ist gerade diese Keramik an den Fundorten des Mittel- und Schwarzmeergebietes um vieles zahlreicher als die figürlich dekorierte Feinkeramik anzutreffen. Die Einfachheit des Dekors – horizontale Streifen, Bänder, Borten, Punkt- und Wellenlinien – und seine Wiederholungen lassen kaum stilistische Studien zu, die Zuweisung an bestimmte Töpferateliers oder bestimmte Produktionen erweist sich als nahezu unmöglich. Als Ziele des Seminars wurden die Klassifikation und Definition dieser Keramik, ihrer Verbreitung, der Herstellungstechniken, der Organisation der Töpferwerkstätten (Filialen, Kooperationen, Wanderungen, auch ganzer Belegschaften) und ihrer Töpfer sowie des Technologietransfers formuliert. Da sich dieser Dekor in verschiedenen, gleichzeitig im Umlauf stehenden Keramikgattungen (von Fein-, über Gebrauchs- bis zu Grobkeramik) findet, ging es insbesondere um die ionischen Schalen, die italogeometrische, die etrusko-korinthische, die Impasto-, aber auch die Buccherokeramik und die Frage der Abgrenzungen und Beziehungen zwischen ihnen.

 

          In der Einführung weist Luca Cerchiai darauf hin, dass die linear dekorierte Feinkeramik innerhalb der archäologischen Forschung für die Rekonstruktion der materiellen Kultur der archaischen Epoche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zusammenhänge zu gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge des Urbanisierungsprozesses, der Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. in den besprochenen Gebieten einsetzte, sowie Verweise auf antike Schriftquellen, welche eine damals erfolgte Spezialisierung der Töpfer (»Keramiker«) erkennen lassen, werden angeführt. Aufgrund bestehender methodischer Probleme schlägt er für eine systematische Erforschung der genannten Keramik, der Erarbeitung eindeutig lokaler Typologien und der Möglichkeit der überregionalen Vergleichbarkeit ein gemeinsames Vorgehen auf regionaler Basis vor. Voraussetzungen sind dabei die Ausarbeitung eines allgemeinen Vokabulars (aufgrund der bestehenden Inhomogenität der verwendeten Fachtermini hinsichtlich Form und Dekor), die genaue Definition der einzelnen Gattungen und ein Projekt zur typologischen Klassifikation. Ziel sei die Definition offener Typologien nach dem Vorbild Morels (J.-P. Morel, Céramique campanienne. Les formes, Rome 1981). Statistische Analysen (Quantifizierung) und archäometrische Untersuchungen, welche die Herkunft der verwendeten Rohstoffe klären, sind anzuschließen.

 

          Die der Einführung folgenden Abschnitte und ihre Einzelbeiträge machen den aktuellen Forschungsstand und die von Cerchiai aufgezeigten Grenzen nur allzu deutlich. Der erste Abschnitt widmet sich den Importen und Imitationen. Vincenzo Bellelli gibt eine Einführung zur etrusko-korinthischen Keramik und dem Prozess der Imitation an sich. Diese im Zeitraum vom dritten Viertel des 7. bis um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Etrurien hergestellte Keramik imitierte die korinthische Keramik. Er macht klar, dass nur die figürlich dekorierten Gefäße Gegenstand der Forschung waren, tausende »korinthisierende« Vasen mit einfachem linearen Dekor erfuhren bis dato keine systematische Untersuchung. Er fordert eine Definition dieser Keramikgattung, der produzierenden Werkstätten, die Aufstellung einer Typologie sowie eine Analyse des Gefäßspektrums. Mittels detailliertem Vergleich (inklusive Abbildungen) zu den korinthischen Vorbildern und dem Aufbau eines Apparates der nicht-figürlichen Dekormotive kann es – gemäß seiner bereits 1997 geäußerten Idee – gelingen, auch bei den linear verzierten Gefäßen Zuweisungen vorzunehmen. Im Anschluss daran behandelt Thierry van Compernolle die Frage der Importe, Imitationen und Adaptionen in Hinsicht auf die ionischen Schalen im etruskischen Bereich. Nach einem Überblick zur Forschungsgeschichte im Westen bespricht er ihre Verbreitung in Italien und erörtert das Problem ihrer Definition. Heute sind ca. 550 ionische Schalen in Etrurien bekannt, die für typologische Studien genutzt werden können. Seine Beschreibungen der Schalentypen (B1, A1, A2, B2, B3b, B3a) folgen den Arbeiten von G. Vallet – F. Villard, Mégara Hyblaea, V. Lampes du VII siècle et chronologie des coupes ioniennes, MEFRA 67, 1955, 7–34. Bestimmte Typen, spezifischer Dekor und regionale Vorlieben sind auszumachen; auch dürften, laut Compernolle, bestimmte Kunden bestimmte Schalentypen vorgezogen haben. Er diskutiert das Problem der Importe aus dem Osten und der in Etrurien hergestellten Schalen. Die zur Klärung der Herstellungsorte nötigen, chemischen Analysen fehlen – dies gilt auch für das Material, das Amalia Tubelli im folgenden Beitrag präsentiert. Sie stellt Fragmente ionischer Schalen aus der spätarchaischen Befestigung Cumaes vor. Ihre Typologie bezieht sich wiederum auf jene von Villard-Vallet. Von insgesamt 492 Fragmenten werden 86% des keramischen Fundmaterials von ionischen Schalen des Typs B2 gebildet. Dabei unterscheidet sie vier Formvarianten vor Ort und nimmt eine lokale, cumäische Produktion für diese an. Auch fanden sich wenige, stark fragmentierte Beispiele des Typs A2 sowie des Typs B1, in denen sie Importe sieht. Weitere Fragmente des Typs B3 vergleicht sie mit ostgriechischen Stücken. Die genannten Schalentypen umfassen den Zeitraum 620–500 v. Chr. Mittels kurzen Form- und Tonbeschreibungen sowie einer Typentafel vermittelt sie die vorgestellte Thematik klar. Dominique Frère behandelt in seinem Artikel die Verbreitung der etrusko-korinthischen Aryballoi und Alabastren in Kampanien. Diese ersetzten ab der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. die korinthischen Importe (vgl. K. Neeft, Protocorinthian Subgeometric Aryballoi, Amsterdam 1987). Sie wurden im südlichen Etrurien hergestellt und in den westlichen Mittelmeerraum exportiert. Wie Analysen im dritten Abschnitt des Buches zeigen, enthielten sie ein Gemisch aus Pflanzenölen (Olivenöl), tierischen Fetten, Milch, mitunter Kaolin und Schwefel, sowie Essenzen der Rose, der Minze, des Rosmarins, der Kiefer oder des Eisenkrauts. Fanden diese Ölfläschchen ursprünglich im Kult und bei Ritualen Verwendung, so dienten die Inhalte bald alltäglichen Zwecken wie der Kosmetik, der Hygiene, und besaßen pharmazeutische Wirkungen*. Frère untersucht ihren Umlauf, zeichnet eine kurze Geschichte ihres Importes in der archaischen Epoche nach und studiert detailliert ihre Produktionen in Kampanien selbst. Hier unterscheidet er mehrere Gruppen anhand besonderer Merkmale und erkennt auffallende Standardisierungen hinsichtlich der Form, der Größe und des Dekors. Getreue Umzeichnungen der besprochenen Fundstücke und Verbreitungskarten verdeutlichen seine Ergebnisse. Maria Cuozzo diskutiert in ihrem Beitrag die handwerkliche Komplexität in den Töpfereien von Pontecagnano in der spätorientalisierenden Periode. Anhand von Übersichtstafeln zum Gefäßrepertoire und Dekor vertieft sie die Frage nach Neuerungen zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. Anhand von Einzelbeispielen zeigt sie auf, dass einzelne Künstlerhände zu scheiden sind, und dass sich Übernahmen und Nicht-Übernahmen hinsichtlich der Formen und des Dekorrepertoires zwischen den einzelnen Keramikgattungen fassen lassen. Auch Metallgefäße übten großen Einfluss aus. Insgesamt stellt sie für Pontecagnano eine lokale Produktion im großen Stile und eine umfangreiche Produktpalette vor.

 

          Im zweiten Abschnitt werden Studien zu Fundorten an der tyrrhenischen Küste, darunter vor allem Tarquinia und Cumae, präsentiert. Dabei zeichnet sich das etruskische Tarquinia – im Gegensatz zum kampanischen Cumae, der ersten griechischen Kolonie auf Italiens Festland – durch starke Verbindungen zur autochthonen Villanova-Kultur aus. Maria Bonghi-Jovino führt in die Töpferateliers von Tarquinia und die Klassifikation der einzelnen Keramikproduktionen ein. Dabei erläutert sie ausführlich die Beweggründe und die Vorgeschichte, die zur Struktur der geltenden Klassifizierung der Gebrauchskeramik (»Ceramiche depurate«) beitrugen. Sie stellt Fragen nach Methode und Nomenklatur. Da die bislang aufgestellten, abstrakten Klassifikationen, die auf vollständigen Gefäßbeispielen aus Nekropolen beruhen, bei ihrem kleinteiligen Fundmaterial aus Tarquinia versagten, entwickelte sie eine eigene Typologie. Diese baut auf logisch formalen Aspekten auf. Giovanna Bagnasco Gianni setzt den Beitrag von Bonghi-Jovino zur Gebrauchskeramik von Tarquinia fort. Sie fasst die Grundzüge der Methoden und Analyseverfahren zusammen, versucht eine Abgrenzung und Definition der Lokalproduktion und die Klärung ihrer Verbreitung, um so das Verhältnis von Zentrum zur umliegenden Region zu untersuchen. Auch sie verweist auf die problematischen Klassifizierungsversuche, die bei kleinen Fragmenten und bei jenen mit Streifendekor auftreten. Trotz der offensichtlichen Übereinstimmung mit Stücken aus dem Osten erkennt sie lokale Eigentümlichkeiten an den Beispielen aus Tarquinia. Völlig korrekt zeigt sie auf, dass bislang im östlichen Mittelmeerraum, also dem Ursprungsgebiet dieses ›linearen Dekorcodes‹, noch keine klaren Produktionszentren geschieden wurden. Abbildungen mit konkreten Beispielen aus Tarquinia wären hier wünschenswert gewesen. Jean Gran-Aymerich behandelt die Produktion und den Umlauf der Keramik Südetruriens am Beispiel des Küstenortes La Castellina. Die Untersuchungen (1995–2002) belegen eine Hauptbesiedlung vom Ende des 7. bis zum Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. Studien zu Vorratsgefäßen und Tafelservice sowie ein Vergleich des keramischen Fundmaterials der Siedlung und der Nekropolen wurden durchgeführt. Die Ergebnisse offenbaren, dass figürlich verzierte Gefäße in den Gräbern weitaus zahlreicher als in der Siedlung anzutreffen sind. Untersuchungen zur Frage der lokalen Keramik, der regionalen Verbreitung, der Importe und ein Vergleich mit anderen Fundplätzen wurden angestrebt. Ebenso liegen chemische Inhaltsanalysen und Analysen zur mineralogischen Zusammensetzung der Fein-, der Gebrauchskeramik und der Vorratsgefäße vor. Der Beitrag von Priscilla Munzi leitet zu den Forschungsergebnissen, die innerhalb der beiden Kyme-Projekte gewonnen wurden, ein. Sie behandelt die nicht-figürlich verzierte Keramik aus Cumae und stellt archaisches Fundmaterial aus einem 1996 ergrabenen Fundkontext vor. Sie erläutert die feinere und gröbere Gebrauchskeramik (»Ceramiche depurate«, »Ceramiche non depurate«). Anhand einer Formenauswahl definiert sie Aspekte der cumäischen Keramikproduktion der archaischen Epoche und grenzt diese gegen Etrurien, aber auch gegen die Mutterstadt Pithekussai hin ab. Archäometrische Analysen wurden unternommen, insbesondere an ionischen Schalen. Die verwendeten Tone dürften aus dem Raum Cumae und Ischia kommen. Ausführliche Diskussionen zu Gefäßformen und subgeometrischem Dekor sowie Abbildungen vermitteln dem Leser Details und Einsichten hinsichtlich der anfänglichen Verbindungen Cumaes zu Euböa und dem tyrrhenischen Raum. Laura del Verme behandelt in ihrem Beitrag die italo-geometrische Keramik aus der spätarchaischen Befestigung Cumaes. Trotz der Kleinteiligkeit des Materials bringt sie eine erste typologische und chronologische Aufstellung und datiert die Fragmente in die letzten Jahrzehnte des 7. und das erste Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. Beim Großteil handelt es sich um lokale keramische Produkte der »cumäisch-pithekussanischen« Produktion. Ihr Beitrag ist mit Planaufnahmen, Fotos und Typentafeln ausgestattet. Der Beitrag von Giovanna Greco und Francesca Mermati setzt die Ausführungen zu den Forschungen in Cumae fort. Neben den Sondagen im Bereich des Forums, die eine Besiedlung des 7. Jahrhunderts v. Chr. in Form von Hausstrukturen sowie Belegmaterial ab der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. ans Tageslicht beförderten, trug vor allem die gleichzeitige Bearbeitung und Reorganisation von Fundmaterial aus Cumae, das im Nationalmuseums in Neapel aufbewahrt wird, zur Erarbeitung der lokalen Keramikproduktion bei. Ein Formen- und Dekorüberblick der »cumäisch-pithekussanischen« Keramik, insbesondere für die spätgeometrische und protokorinthische Zeit, wurde so gewonnen. Mermati isoliert 23 Hauptformen in Cumae und klärt auf, dass es in Pithekussai einige wenige Formen mehr gibt. Des weiteren wurden einzelne Handwerker und Künstlern identifiziert, nach ihren typischen Motiven benannt (vgl. die detailreichen Tafeln), die verschiedenen stilistischen Einflüsse differenziert sowie eine ältere (euböische) Tradition charakterisiert. Anhand dieser exakten Keramikbearbeitung und weiterer Hinweise auf Keramikmaterial des 9./8. Jahrhunderts v. Chr. werfen sie Fragen nach der griechischen Kolonisation des Westens und der ursprünglichen, autochthonen Siedlung in Cumae auf.

 

          Die Beiträge im dritten Abschnitt widmen sich den Ergebnissen gezielt eingesetzter archäometrischer Untersuchungen. Silvia Bruni stellt darin die signifikantesten Resultate der chemisch-physikalischen Untersuchungen zur Gebrauchskeramik von Tarquinia vor. Fragen nach der Zusammensetzung der Rohstoffe vor Ort, Brennbedingungen (Temperatur, Atmosphäre) und Oberfläche standen dabei im Vordergrund. Die Analyse der Elementzusammensetzungen mittels Atomemissionsspektroskopie erlaubte es, die Kennzeichen einer Kerngruppe im Fundmaterial mit sicher tarquinensischem Ursprung zu isolieren. Auch konnten Unterschiede im Scherben auf unterschiedliche Brennkonditionen zurückgeführt werden. Die mineralogischen Zusammensetzungen wurden mittels Röntgendiffraktion und Infrarot-Spektroskopie eruiert. Der schwarze Firnis entsprach den Ausführungen der übrigen gleichzeitigen Produktionen im Mittelmeerraum. Gérard Bossière und Dominique Frère legen Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung etruskischer und kampanischer Keramik vor. Die Fragestellung richtete sich nach einer eventuell übereinstimmenden Herkunft. Sie verwendeten die Methode der »Elektron Dispersion Spectrometry«, bei der »Back Scaterred Electrons« detektiert werden. Je nach Struktur findet eine unterschiedliche Reflexion statt, da jedes Element eine einzigartige Atomstruktur besitzt. Die Analysen erfolgten an verschiedenen archaischen Keramiktypen mit subgeometrischem Dekor des 6. Jahrhunderts v. Chr. Sie stammen aus La Castellina, Cumae, Treglia und einer Sammlung in Laudon. Internationale Vergleichbarkeit wurde angestrebt. Der Artikel ist bestens mit Dünnschliffen und Diagrammen illustriert. Bruce Velde untersucht Herstellungstechniken, Tonlagerstätten und Keramiken der archaischen Periode. Anhand von Fundmaterial aus La Castellina unterscheidet er drei Vorgangsweisen innerhalb der etruskischen Keramikproduktion. Je nach Boden und Sedimenten konnte organisches Material hinzugefügt und eine Oxydation oder eine Reduktion durchgeführt werden. Für die Gebrauchskeramik wurde feiner Ton, der kaum Eisen enthielt, erschlossen. Im Falle der (schwarzen) Buccherokeramik wurde dem ausgewählten Ton, organisches Material (Holzkohle) hinzugefügt. Sie wurde bei hohen Temperaturen reduzierend gebrannt. Im Gegensatz dazu wurde der Ton für die Impastokeramik mit organischem Material gemischt und oxydierend gebrannt. Seine Ausführungen sind knapp, aber prägnant. Myriam Caillault, Ahmed el Maafi, Pascal Richomme und David Rondeau führten Analysen zum Inhalt von Aryballoi und Alabastren der archaischen Zeit durch. Die untersuchten Stücke befinden sich im Museum Tessé in Mans, stammen aber aus Etrurien. Neben einer ausführlichen Einführung zu den schriftlichen antiken Quellen geben die Autoren einen Überblick zu Verwendung, Zusammensetzung, Herstellung und Handel von Parfüm(öl). Für eine Inhaltsanalyse wurden die Untersuchungsmethoden der Gaschromatografie und der Massenspektrometrie kombiniert. Sie beschreiben äußerst detailliert die Beprobung. Die Öle bestehen hauptsächlich aus Pflanzenölen oder tierischen Fetten sowie weiteren Essenzen (vgl. den Artikel von D. Frère).

 

          Die Kongressakten besitzen insgesamt ein äußerst angenehmes Erscheinungsbild. Die beigegebenen Abbildungen, Grafiken und Fotos finden sich innerhalb der jeweiligen Beiträge, eine ihnen angemessene Größe, angegebene Maßstäbe sowie eine allgemein gute Abbildungsqualität illustrieren die dargestellten und erläuterten Problematiken aufs Beste. So manche Farbabbildung und englische Versionen bei den Resümees hinsichtlich einer internationalen Leserschaft wären wünschenswert gewesen. Mehrere fehlerhafte Schreibweisen, zumeist bei deutschsprachigen Zitaten (vgl. S. 68, S. 106 Anm. 11, S. 113 Anm. 9, S. 176, S. 204 Anm. 43, S. 222 Anm. 3, S. 225 Anm. 1, S. 243 zu Palinuro), bei Tafelunterschriften (vgl. S. 137 Abb. 7, S. 138 Abb. 8) und fehlende Worte bei einer Zusammenfassung (vgl. S. 248) weisen auf einen schnellen Abschluss hin, mindern jedoch nicht die hohe Qualität dieser Publikation.

 

          Die Beiträge verdeutlichen die Suche nach eindeutigen Kriterien im Bereich der archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden zum Zweck der Definition und Zuweisung der besprochenen Keramik. Die Veröffentlichung macht die Dringlichkeit internationaler Kooperationen in der archäologischen Forschung

deutlich. Zurückverwiesen sei auf die in der Einleitung formulierten Anforderungen an ein zukünftiges, überregional organisiertes Forschungsprogramm. Ein gemeinsames, aufeinander abgestimmtes Vorgehen zur Erstellung lokaler, jedoch vergleichbarer Typologien und Chronologien im Westen wie im Osten des Mittelmeeres sind, ohne wenn und aber, anzustreben. Dabei wären hinsichtlich der Definition der Lokalproduktion Rohstoffsurveys und die Bestimmung von Scherbentypen vorzuschlagen. Nahm also die Vasenforschung zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihren Anfang von den in den etruskischen Kammergräbern zu Tausenden aufgedeckten Vasen, so geht mit dieser Veröffentlichung ein weiterer Neuansatz in der Keramikforschung von Fundmaterial aus Etrurien und Kampanien aus. Speziell der östliche Mittelmeerraum mit all seinen großen keramischen Produktionszentren ist gefordert, seine Keramikgattungen zu definieren – ausgehend von den euböischen Städten, denen bei der griechischen Kolonisation des östlichen und westlichen Mittelmeerraumes im 8. Jahrhundert v. Chr. eine führende Rolle zukam, über Korinth, Rhodos, den Zentren an der kleinasiatischen Küste, hin zu Athen. Erst nach der Definition ihrer Keramikgattungen kann, basierend auf anschaulichen Fakten und gesicherten Herkunftszuweisungen, die Frage nach ethnischer Fassbarkeit im Sachgut oder nach kultureller Prägung an anderen Orten gestellt werden.

 

*Man vergleiche nur die in der heutigen Kräuter- und Aromatherapie genannten Wirkungsweisen dieser ätherischen Öle.